Hörbücher sind nicht nur bei Bücherwürmern beliebt – sie boomen wie nie zuvor. Hörbuch-Sprecher zu werden, ist eine spannende Möglichkeit, Kreativität mit Technik zu verbinden und seine Stimme zum Beruf zu machen.
In diesem Beitrag erfährst du alles, was du wissen musst: von den Voraussetzungen über Equipment und Plattformen wie Audible bis hin zur Akquise von Autoren. Zudem klären wir, warum du dir teure Sprecher-Ausbildungen sparen kannst und wie du stattdessen eigenständig startest – Und ob es prinzipiell etwas für dich ist.
Ich teile hier mit dir alle meine bisherigen Erfahrungen und dieser Artikel wird sich auch fortwährend aktualisieren;)
1. Voraussetzungen: Deine Stimme als Werkzeug
Hörbuch-Sprecher zu sein, erfordert mehr als nur eine angenehme Stimme. Du musst Geschichten lebendig erzählen können, Emotionen transportieren und den Charakteren Leben einhauchen. Deswegen sind auch sehr viele Menschen mit einer Schauspielausbildung erfolgreich, weil sie sich dort schon fundiertes Wissen über die Art und Weise, Gefühle und Emotionen auszudrücken aneignen. Hier ein paar Eigenschaften, die dir helfen:
• Gutes Sprechtempo und klare akzentfreie Aussprache
• Einfühlungsvermögen in verschiedene Charaktere und Szenen
• Durchhaltevermögen, denn ein Hörbuch dauert oft mehrere Stunden
• Grundlagen im Schnitt und in der Audiobearbeitung
Ein Sprach- oder Sprechtraining ist hilfreich, aber kein Muss. Viele erfolgreiche Sprecher haben sich ihre Fähigkeiten autodidaktisch angeeignet, indem sie regelmäßig geübt und sich weitergebildet haben. Information bekommt man heutzutage sehr leicht über das Internet, zum Beispiel YouTube.
Die verschiedenen Sprech- und Erzählperspektiven in Texten und Hörbüchern haben spezifische Bezeichnungen.
Hier eine Übersicht:
1. Erzählperspektiven (Point of View)
Ich-Perspektive (Ich-Erzähler)
• Der Erzähler spricht aus der ersten Person Singular („ich“) und ist Teil der Geschichte.
• Beispiel: „Ich ging durch die Straßen und suchte nach einer Antwort.“
Er-/Sie-Perspektive (Personal-Erzähler)
• Der Erzähler berichtet aus der dritten Person Singular („er“, „sie“) und hat Einblick in die Gedanken und Gefühle einer oder mehrerer Figuren.
• Beispiel: „Er wusste, dass er sich beeilen musste, aber seine Beine zögerten.“
Auktoriale Perspektive (Allwissender Erzähler)
• Der Erzähler ist allwissend, kennt die Gedanken, Gefühle und Hintergründe aller Figuren sowie den gesamten Handlungsverlauf.
• Beispiel: „Sie ahnte nicht, dass dies ihr letzter Tag sein würde.“
Neutrale Perspektive (Neutraler Erzähler)
• Der Erzähler beschränkt sich auf eine objektive Beschreibung des Geschehens, ohne die Gedanken oder Gefühle der Figuren zu offenbaren.
• Beispiel: „Der Mann trat in das Zimmer, setzte sich auf den Stuhl und wartete.“
2. Formen des Erzählens
Innensicht
• Der Erzähler beschreibt die inneren Gedanken und Gefühle einer Figur.
• Beispiel: „Sie fühlte sich unsicher, obwohl sie es nicht zeigen wollte.“
Außensicht
• Der Erzähler beschreibt nur das, was äußerlich sichtbar ist, ohne Zugang zu inneren Gefühlen oder Gedanken.
• Beispiel: „Der Mann zog die Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf.“
3. Erzählweisen
Erlebte Rede
• Gedanken oder Gefühle einer Figur werden in der dritten Person Singular wiedergegeben, aber in der Sprache der Figur.
• Beispiel: „War das wirklich die richtige Entscheidung? Er wusste es nicht.“
Innerer Monolog
• Die Gedanken einer Figur werden in der Ich-Form wiedergegeben, meist ohne Einleitung.
• Beispiel: „Das kann nicht wahr sein. Ich muss etwas tun!“
Direkte Rede
• Figuren sprechen direkt; dies wird durch Anführungszeichen oder andere Markierungen hervorgehoben.
• Beispiel: „Ich werde dir helfen“, sagte sie mit einem Lächeln.
Indirekte Rede
• Figurenäußerungen werden in indirekter Form wiedergegeben, oft mit Konjunktiv.
• Beispiel: Er sagte, er werde morgen kommen.
4. Mischformen
In modernen Texten werden häufig mehrere Perspektiven und Erzählweisen kombiniert, um die Geschichte komplexer zu gestalten. Beispielsweise kann ein auktorialer Erzähler gelegentlich in die Ich-Perspektive wechseln, oder Gedanken werden abwechselnd in erlebter Rede und innerem Monolog dargestellt.
2. Das richtige Equipment für den Start
Die Qualität deines Equipments ist entscheidend, besonders wenn du professionell arbeiten möchtest. Am Anfang muss es nicht teuer sein – wichtig ist, dass deine Aufnahmen sauber und klar sind.
Mein Basis-Equipment:
• Mikrofon: Kondensatormikrofone wie das RØDE PodMic Dynamisches XLR/USB Sprechermikrofon. USB-Mikrofone sind eine günstige Alternative für Einsteiger.
• Popfilter: Ein Popfilter Verhindert störende „Popp“-Geräusche bei Plosivlauten wie „P“ oder „B“.
• Kopfhörer: Geschlossene Studiokopfhörer wie die Beyerdynamic DT 770 PRO sorgen für präzisen Klang.
•Aufnahmeraum: Achte auf eine gute Raumakustik. Ein kleiner Raum mit Schaumstoff-Panels oder dicken Vorhängen reicht oft aus. Ich persönlich benutze ein mobiles vocal booth von Vomo.
• Audio-Interface: Nutzt du ein XLR-Mikrofon, brauchst du ein Interface wie das Focusrite Scarlett 2i2.
Software für die Aufnahme:
• nutzt du einen Laptop, reichen am Anfang kostenlose Programme wie Audacity oft aus. Profis nutzen Adobe Audition oder Reaper. Du kannst aber auch dein Telefon oder dein Tablett benutzen. Ich zum Beispiel benutze mein iPhone 15 pro und ein iPad Pro.
• Lern die Basics der Nachbearbeitung: Rauschreduktion, Equalizer und Kompressor sind wichtige Werkzeuge. Dafür gibt es auch unendlich viele Videos auf YouTube.
3. Plattformen wie Audible: Einstieg als Sprecher
Audible gehört zu den bekanntesten Plattformen für Hörbücher. Hier kannst du als Sprecher tätig werden, indem du dich bei der Plattform ACX (Audiobook Creation Exchange) anmeldest.
So funktioniert ACX:
1. Profil anlegen: Melde dich auf www.acx.com an, erstelle ein Profil und präsentiere Hörproben verschiedener Genres. Zeig, dass du vielseitig bist. Allerdings musst du, um dich an diesem Konto anzumelden, eine amerikanische Adresse generieren und ein amerikanisches Bank Konto. Wie das genau geht siehst du in diesem YouTube Video. Es wird derzeit anscheinend daran gearbeitet, eine deutsche Plattform zu generieren. Aber das kann noch dauern;)
2. Projekte finden: ACX verbindet Autoren, Rechteinhaber und Sprecher. Suche nach Projekten, die zu deinem Stil passen.
3. Auditions aufnehmen: Autoren stellen Skriptproben bereit. Du nimmst ein kurzes Kapitel auf und lädst es hoch. Zum Beispiel sowas hier
4. Verträge abschließen: Du kannst zwischen einer Festvergütung und einer Gewinnbeteiligung wählen.
Kriterien von Audible:
Audible hat strenge technische Anforderungen:
• Lautstärke: Durchschnittspegel zwischen -23 dB und -18 dB RMS.
• Raumgeräusche: Rauschpegel unter -60 dB.
• Formate: Dateien müssen im WAV-Format hochgeladen und in 192 kbps MP3 konvertiert werden.
• Kapiteltrennung: Jedes Kapitel als einzelne Datei.
Tipp: Lade zunächst ein kurzes Projekt hoch, um ein Gefühl für die Anforderungen zu bekommen.
4. Akquise bei Autoren: Netzwerken ist alles
Nicht alle Autoren nutzen Plattformen wie ACX. Viele veröffentlichen ihre Bücher direkt bei Amazon und könnten an Hörbuchversionen interessiert sein. Hier einige Strategien zur Akquise:
• Recherche auf Amazon: Finde Self-Publishing-Autoren, die erfolgreich E-Books verkaufen, aber noch kein Hörbuch anbieten.
• Direkte Ansprache: Schreibe eine höfliche Nachricht und biete deine Dienste an. Beispiel:
„Ich habe gesehen, dass Ihr Buch [Titel] auf Amazon sehr erfolgreich ist. Haben Sie Interesse, daraus ein Hörbuch zu machen? Ich bin professioneller Sprecher und habe Erfahrung im Bereich der Audioproduktion. Gern erstelle ich Ihnen eine kurze Hörprobe.“
• Soziale Medien: Viele Autoren sind auf Plattformen wie Instagram, Facebook oder Twitter aktiv. Kommentiere, teile ihre Inhalte und stelle später den Kontakt her.
• Kooperationen: Biete Autoren an, die Produktionskosten zu teilen oder die Einnahmen zu splitten.
5. Warum du teure Sprecher-Ausbildungen nicht brauchst
In der Welt des Hörbuch-Sprechens gibt es viele Anbieter, die teure Kurse anbieten – oft im vierstelligen Bereich. Sie werben mit Versprechungen wie „direkter Einstieg ins Sprecher-Business“ oder „ganz einfach Nebeneinkommen“ oder „exklusiven Kontakten zu Audible“ oder „über 8000€ im Monat als Sprecher“. Doch solche Ausbildungen sind in der Regel nicht notwendig. Hier ist der Grund:
1. Du lernst das meiste kostenlos: Die Inhalte dieser Kurse (Sprechtechnik, Audiobearbeitung, Plattform-Nutzung) sind auch über kostenlose Ressourcen wie YouTube oder Blogs zugänglich. Du musst am Anfang sowieso viel üben, sehr sehr viel üben und dir am besten etwa 3-5 Sprecher raussuchen, die dir ähnlich sind, die du gut imitieren kannst – So kannst du sehr, sehr viel lernen und das erste Gefühl bekommen, ob das überhaupt etwas für dich ist – kostenlos.
2. Kein direkter Vorteil: Selbst mit einem Zertifikat musst du dich genauso bewerben wie jeder andere. Plattformen wie ACX bewerten deine Hörproben, nicht deine Zertifikate. Also werde sehr gut im vorlesen, lerne, seitenlang fehlerfrei vorzulesen. Denn du solltest auch bedenken, je länger du für das einsprechen brauchst und das nach schneiden und bearbeiten, desto unrentabler wird dein Stundenlohn.
3. Praxis ist entscheidend: Übung, eigene Projekte und kontinuierliches Lernen bringen dich viel weiter als ein teurer Kurs – dort musst du übrigens auch lernen, üben und immer wieder lernen;) Übrigens habe ich am meisten gelernt, indem ich zu Hause sehr viel laut gelesen und es aufgenommen habe, so konnte ich mich selber hören und das mit Profis vergleichen und da hatte ich dann sehr viele Möglichkeiten mich zu verbessern. So konnte ich auch rausbekommen, welches Genre mir liegt und ich am besten sprechen kann.
Investiere lieber sinnvoll:
• Gutes Equipment: Ein hochwertiges Mikrofon oder eine bessere Raumakustik bringt mehr als ein Zertifikat.
• Erfahrung: Nimm kleine Projekte an, um deine Fähigkeiten zu verbessern und um ein Gefühl zu bekommen, wie viel Arbeit und Zeit ein Projekt benötigt.
• Marketing: Erstelle eine professionelle Website oder investiere in ein gutes Portfolio mit Hörproben. Eine gute Hörprobe sagt mehr aus als alles andere.
6. Wie du dich als Sprecher bekannt machst
Neben Audible und der Zusammenarbeit mit Autoren kannst du auch auf anderen Wegen sichtbar werden:
• Eigene Website: Präsentiere dich mit einer professionellen Seite und Hörproben.
• Social Media: Teile Clips oder Projekte auf Instagram, Facebook und LinkedIn.
• Netzwerken: Besuche Messen wie die Frankfurter Buchmesse, um Kontakte zu Autoren, Verlagen und Produzenten zu knüpfen.
7. Fazit: Dein Weg zum Hörbuch-Sprecher
Hörbuch-Sprecher zu werden, erfordert Einsatz, Technikverständnis und eine Leidenschaft für Geschichten. Mit dem richtigen Equipment, Plattformen wie Audible und gezieltem Netzwerken kannst du dir eine spannende Karriere aufbauen – ganz ohne teure Kurse. Nutze kostenlose Ressourcen, arbeite an deiner Technik und investiere in sinnvolle Projekte, die deine Fähigkeiten voranbringen.
Ein Hörbuch Sprecher werden ist nicht einfach – das kann auch nicht jeder, auch wenn sich das in einer Werbung sehr schön anhört. Es ist viel Erfahrung und Technik im spiel – Es ist nicht einfach nur ein Beruf, es ist eine Kunstform mit seinen Erzählfähigkeiten zu fesseln.
Falls du selber auch schon Hörbuch-Sprecher Fähigkeiten besitzt und vielleicht sogar einen Tipp für mich hast, kannst du gerne in den Kommentaren deine Sicht der Dinge darlegen. Darüber würde ich mich sehr freuen;)
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